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HNO Dr. Ockermann, Lünen
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Mo08:30 - 12:00 | 14:00-17:00
Di08:30 - 12:00 | 14:00-17:00
Mi08:30 - 13:30
Do08:30 - 12:00 | 14:00-17:00
Fr08.30 - 14.00

Tuben­dilatation

Druck im Ohr – Schmerzen beim Fliegen oder Tauchen – Probleme beim Druckausgleich

Was hat ein Ballon in der HNO verloren? Oder ist es eher ein Zeppelin?

Hintergrund

Der menschliche Körper ist ständig wechselnden Luftdruckverhältnissen ausgesetzt.

Das Trommelfell trennt den Raum zwischen dem Mittelohr und dem äußeren Gehörgang und kann nur dann optimal schwingen, wenn auf beiden Seiten die gleichen Druckverhältnisse bestehen.

Die Ohrtrompete bzw. die Eustachische Röhre ist eine ventilartige Verbindung zwischen dem Nasenrachen und Mittelohrraum und sorgt durch kurzeitige Öffnungen dafür, dass im Mittelohrraum der gleiche Luftdruck wie im äußeren Gehörgang herrscht. Dies wird als Druckausgleich bezeichnet.

Beim Schlucken oder Gähnen wird dieses Ventil kurz geöffnet, dabei kann bei Änderung des atmosphärischen Drucks Luft in das Mittelohr einströmen oder entweichen.

Beim Fliegen fällt der Luftdruck beim Start ab. Bei einer behinderten Funktion der Ohrtrompete kann dann kein Druckausgleich stattfinden, und es kommt zu einem Druckgefühl oder sogar zu starken Schmerzen im Ohr. Besteht die Tubenfunktionsstörung über einen langen Zeitraum, so kann es zu akuten oder chronischen Mittelohrentzündungen kommen.

Ballondilatation der Eustachischen Röhre

Zur Verbesserung einer Tubenventilationsstörung hat sich eine Erweiterung des Tubenkanals mit dem Ballonkatheter bewährt. Der Ballon wird unter endoskopischer Sicht von der Nase aus eingeführt.
Der Eingriff kann ohne großen Aufwand in örtlicher Betäubung, aber auch mit einer kurzen Narkose – bevorzugt ambulant – durchgeführt werden.

Die örtliche Betäubung erfolgt durch Einlage von Watteschwämmchen, die mit einem Lokalanästhetikum getränkt sind. Nach einer Einwirkzeit von ca. 15 Minuten wird der Ballonkatheter mit einem speziellen Einführinstrument – unter endoskopischer Sicht – von der Nase aus vorsichtig in die Ohrtrompete eingeführt. Danach wird der Ballon 2 Minuten lang auf ca. 10-12 bar ausgedehnt. Während des Ausdehnens wird vorübergehend ein Druckgefühl im Ohr verspürt.

Stentimplantation

Stents sind metallische Gittergerüste, welche sich bei Weitung von Blutgefäßen, zum Beispiel bei den Herzkranzgefäßen, bewährt haben, um die Gefäße dauerhaft offen zu halten. Dieses Implantat wird dabei in den verengten Abschnitt eingeführt und über einen Ballonkatheter von innen ausgedehnt, wodurch dieser dann fest in dem Abschnitt verbleibt.

Die berechtigte Frage, ob solche Stents auch zur Verbesserung der Tubenfunktion sinnvoll sind, ist derzeit noch Gegenstand verschiedener experimenteller und teils auch klinischer Studien. Bislang existiert jedoch keine standardisierte Behandlung, und es bleibt vorerst abzuwarten, ob diese in der Zukunft verfügbar sein wird.

Da die Tube im Normalfall verschlossen ist und nur kurzeitig durch einen aktiven Vorgang, beispielsweise durch Schlucken, geöffnet wird, muss die Frage, ob so eine Stentimplantation wirklich sinnvoll ist, noch geklärt werden. Es besteht die Gefahr, dass es dann zu einer „offenen“ Tube kommen kann.

Sonderfall der zu weiten oder offenen Tube

Neben der zu engen Tube gibt es auch das Krankheitsbild der zu weiten, offenen Tube.

Die Symptome sind zum Teil sehr ähnlich. Bei der offenen Tube findet durch die im Nasenrachen am Tubeneingang bei der Atmung vorbeiströmenden Luft ein sogenannter Venturi-Effekt statt. Dadurch wird ebenfalls ein Druckgefühl im Ohr wahrgenommen und das Trommelfell permanent angespannt und wieder entspannt. Darum kann es wie bei der verengten Tube zu einem „Verschleiß“ des Trommelfels und weiter auch zur chronischen Mittelohrentzündung kommen.
Als besonders charakteristisches Symptom kommt es zu einem, als unangenehm empfundenen, veränderten Klang der eigenen Stimme. Darüber hinaus besteht die Gefahr, dass es durch die dauerhafte Öffnung zu aufsteigenden Infektionen kommen kann.

Das Phänomen der offenen Tube tritt häufig nach sehr starkem Gewichts- oder Flüssigkeitsverlust auf.

Die Behandlung der offenen Tube hat das Ziel, den überweiten Tubeneingang soweit zu verengen, dass der Ventilschluss normalisiert wird. Hier steht zunächst die Behandlung der Ursache im Vordergrund.
Grundsätzlich ist es möglich, den Tubeneingang mit sogenannten Fillerinjektionen, zum Beispiel Hyaluronsäure, etwas zu verengen. Diese Behandlung wird aber nur sehr selten durchgeführt und ist auch noch nicht in standardisierter Form verfügbar. Es besteht die Gefahr, durch eine zu starke „Augmentation“ einen kontraproduktiven Tubenverschluss zu erzeugen.

Ob so eine Behandlung bei Ihnen dennoch in Frage kommen kann, klären wir bei der genauen Untersuchung und im anschließenden Gespräch.

Behandlungskosten

Die Ballondilatation ist mit relativ hohen Materialkosten verbunden und noch nicht im Gebührenabrechungssystem der Krankenkasse und -versicherungen abgebildet. Die ambulante Behandlung wird von den privaten Krankenkassen in der Regel problemlos übernommen. Bei manchen gesetzlichen Krankenkassen (viele BKKs) bestehen gesonderte Behandlungsverträge. Bei Krankenversicherungen, mit denen keine Verträge bestehen, muss vorher ein Kostenübernahmeantrag gestellt werden. Im Falle einer Ablehnung durch die Krankenkasse besteht dennoch die Möglichkeit, die Behandlung als „Selbstzahlerleistung“ zu erhalten.

Entstehung und Entwicklung der Ballondilatation der Eustachischen Röhre BET

Von der Idee zur Entwicklung einer heute weltweit angewandten Behandlungsmethode

Die Idee, dass eine Ballondilatation der Eustachischen Röhre (ET; T=engl. für tube=Röhre) eine eingeschränkte Belüftungsfunktion verbessern könnte, gab es schon lange. In der Zeit von 2009-2010 erarbeitete Dr. T. Ockermann im Rahmen seine Dissertation in der HNO-Klinik Bielefeld (Leitung Prof.Dr.H.Sudhoff), in Kooperation mit der Firma Spiggle&Theis, erstmals ein Verfahren zur Behandlung der Tubendysfunktion, welches heute als klinisch anerkannte Methode weltweit seine Anwendung findet.

Zu Beginn stand die Fragestellung, ob es technisch machbar ist, einen Ballonkatheter, so wie er zur Behandlung verengter Herzkranzgefäße verwendet wird, von der Nase aus in der ET zu platzieren. Dies erfolgte u.a. unter videoendoskopischer Sicht an Kadaver-Präparaten. Der korrekte Sitz des Katheters wurde durch MRT- und CT-Untersuchungen bestätigt.


Tubendilatation am Felsenbeinpräparat


Sagittaler Anschnitt der Eustachischen Röhre im Felsenbeinpräparat.


CT Darstellung des Felsenbeinpräparats


3D-Rekonstruktion


Tubendialation an der Leiche

Um der Frage nachzugehen, welche morphologischen Veränderungen oder eventuellen Schäden und Gefahren durch die Ausdehnung entstehen könnten als auch, welche Abschnitte der Tube angepeilt werden sollten und welcher Behandlungsdruck und wie viel Behandlungszeit benötigt werden, wurden zahlreiche und aufwändige mikroskopische Gewebeuntersuchungen durchgeführt.

Um die Platzierung des Ballonkatheters zu vereinfachen, entwarf Dr. Ockermann einen speziellen Handgriff, welcher die Behandlung durch nur einen Operateur ermöglicht. Dieses OP-Set wird heute noch als der Bielefelder Ballonkatheter weltweit angewendet und von der Firma S&T vertrieben.

Die erstmalige Vorstellung der Methode 2010 auf dem HNO-Kongress in Wiesbaden traf auf reichliche Skepsis gegenüber der Wirksamkeit und Ungefährlichkeit der Methode. Die Behandlung der Tubenfunktionsstörung galt bis dato als verlorener Posten, da die bis zu diesem Zeitpunkt angewandten Therapien nicht die gewünschten Erfolge hervorbrachten.

Nach weiteren Veröffentlichungen in international anerkannten Fachzeitschriften wurde die BET weltweit bekannt und fand zahlreiche Nachahmer. Konstruktive Kritikpunkte kamen von dem anerkannten „Tubenforscher“ Dennis Poe von der Harvard University, der darauf hinwies, dass der anzupeilende Bereich der ET nicht, wie von uns zunächst angenommen, der knöcherne Abschnitt, sondern der knorpelige Anteil sei.

Mit der Zeit nahmen viele weitere Kliniken die Methode in ihr Behandlungsspektrum auf und konnten gute Ergebnisse nachweisen. Mittlerweile gilt die BET als die Standardbehandlung zur Verbesserung der Tubenfunktionsstörung.

Die Katheter wurden nach und nach, auch von anderen Herstellern, weiterentwickelt und verbessert. Wir benutzen heute bevorzugt das XprESS LoProfile Kathetersystem der Firma Stryker/Entellus, welches die BET unserer Meinung nach am sichersten und einfachsten ermöglicht. Die Anwendung ist damit in Lokalanästhesie im Rahmen eines ambulanten Eingriffs machbar.


Führungskatheter, Dilatationskatheter und Hochdruckpumpe


Literatur

Balloon dilation eustachian tuboplasty: a feasibility study.
Ockermann T, Reineke U, Upile T, Ebmeyer J, Sudhoff HH.Otol Neurotol. 2010 Sep;31(7):1100-3. doi: 10.1097/MAO.0b013e3181e8cc6d.PMID: 20657335

Balloon dilatation eustachian tuboplasty: a clinical study.
Ockermann T, Reineke U, Upile T, Ebmeyer J, Sudhoff HH.Laryngoscope. 2010 Jul;120(7):1411-6. doi: 10.1002/lary.20950.PMID: 20564474

Clinical and experimental considerations for evaluation of Eustachian tube physiology.
Sudhoff H, Ockermann T, Mikolajczyk R, Ebmeyer J, Korbmacher D, Garten D, Schreiber S.HNO. 2009 May;57(5):428-35. doi: 10.1007/s00106-009-1908-1.PMID: 19390833 German.
Die Ballondilatation der Eustachischen Röhre zur Behandlung der obstruktiven Tubendysfunktion
Ockermann T (corresponding author); Reineke U (author); Ebmeyer J (author); Sudhoff H (author)

https://hss-opus.ub.ruhr-uni-bochum.de/opus4/frontdoor/index/index/docId/2464
81. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie; 20100512-20100516; Wiesbaden; DOC10hnod391 /20100422/
Die Ballondilatation der Eustachischen Röhre zur Behandlung der obstruktiven Tubendysfunktion
Thorsten Ockermann; Dissertationsarbeit:

HNO Dr. Ockermann

Brechtenerstr. 57
44536 Lünen

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Fax0231-99994289
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